Jede neue Platte von Mutter ist mehr Überraschung als Routine. Was kommt jetzt? Eine verlässliche Konstante ist die Stimmung, die eines elegischen Fatalismus, die Stimmung, die versucht in uns, in unsere Gesellschaft einzudringen, aber jedes Mal wieder von uns gesagt bekommt: ›Ihr gehört nicht dazu.‹
Aus diesem Stigma der Vergeblichkeit ergibt sich der melancholische Sound des unfixierten Entgleitens, die das indifferente Leben der Protagonisten in den Texten von Max Müller nachbildet. Worte, die man einstecken kann, Bilder, die so konkret sind wie Fotografien, die man zwischen den Seiten eines Buches versteckt, ohne sie zu beschriften, kein Name oder Datum, und wenn sie jemand zufällig findet, und fragt, wer das sei, würde man sie ihm wortlos aus der Hand nehmen. Sie waren niemals hier.
Es tauchen Menschen aus dem Nebel auf, wie bestellt und nicht abgeholt, und genauso verschwinden sie wieder. Da ist ein Mann, auf den kein Schicksal wartet, denn dieses liegt bereits hinter ihm. Eine Frau, deren kleines Herz in ihrem Hals schlägt, sie ist sich noch nicht sicher: ist das das Glück, das auf sie wartet? Am Abend gehen sie aus und sehen die anderen wie sich selbst. Das war das einzige, was sie tun können. Es passiert genau das, was man glaubt, dass es passiert.
Waren sie jemals hier? Oder waren sie Lichtjahre fern?
Keine neue Platte von Mutter ist vorhersehbar. Ihre Wucht ist schleichend, ihre Wirkung aber direkt. Ist die Platte aus, hat man Angst, sich an sie zu erinnern.
Tex Rubinowitz, Wien, 2. Juni 2014